17.-29. Mai 2016

(Gesamtdauer der Reise 11. 05. - 04.06.2016)

1. Vorbereitung

Die Anmeldung beim griechischen Reisemobilverband per Internet war schnell gemacht; als EuroCC- Teilnehmer bekam man 30% Rabatt bei den beiden griechischen Fährlinien, wo ich, ebenfalls im Internet, nach passenden Abfahrtsterminen schaute und um Zusage bat. Bei ANEK war leider zu den gewünschten Terminen kein Platz mehr frei – wir hätten deutlich früher fahren müssen; MINOAN konnte eine spätere Abfahrt ab Ancona anbieten und zudem einen günstigeren Preis (unter 400 Euro). Erst später erkannte ich allerdings, dass das MINOAN- Angebot „Camping All Inclusive“ kein wirkliches Camping an Bord ist (bei dem man das Reisemobil während der Überfahrt uneingeschränkt, außer Gasanlage, nutzen kann): Bei MINOAN bekommt man zum „Camping“- Fahrpreis eine Kabine und 30% Nachlass auf Verpflegung in den Bordrestaurants; das Parkdeck ist während der Überfahrt nicht zugänglich. Das ist keine schlechte Alternative, aber echtes Camping an Bord wäre uns lieber gewesen.

Kurz vor Abfahrt erfuhren wir, dass sich Traudl und Dieter Kalkbrenner ebenfalls (schon vor uns) angemeldet hatten – so konnten wir uns noch kurzschließen und letzte Absprachen treffen. Die beiden hatten bei ANEK gebucht und berichteten später, dass auch dort Camping an Bord alles andere als optimal war: Sie durften zwar im Reisemobil schlafen, waren aber so eng geparkt, dass sie die Tür kaum öffnen konnten; an „Camping“ war gar nicht zu denken – geschweige denn an Fluchtwege o.ä.

Für die Tage vor und nach dem offiziellen EuroCC- Programm besorgten wir uns den Führer „Peloponnes“ aus der Womo- Reihe und eine Straßenkarte 1: 150.000.

2. Anreise

Für die Anreise nach Ancona nahmen wir unsere übliche Brennerroute (über 3,5 to) zunächst nach Garmisch- Partenkirchen, dann Innsbruck (volltanken!), Brenner- Landstraße, und in Italien Autobahn mit letzter Übernachtung in Riccione.

Am Fährhafen lief alles problemlos – allerdings hatte die Fähre drei Stunden Verspätung.

Auch auf der Fähre alles ok – auf die Internetnutzung für 7 Euro pro Stunde haben wir verzichtet...

Unser Zielhafen war Patras; wenn wir allerdings gewusst hätten, dass die Fähre einige Stunden vorher in Igoumenitsa (Nordwestecke von Griechenland) anlegt, wären wir da schon an Land gegangen und auf dem Landweg nach Athen gefahren.

So kamen wir am Spätnachmittag in Patras an, fanden gleich am Hafen eine sehr günstige Tankstelle und machten uns auf den Weg entlang der Wasserstraße nach Korinth.

Wir erkundeten einige der im Womo- Führer beschriebenen Bade- / Übernachtungsplätze, teilweise über sehr kleine Sträßchen und einen provisorisch aufgeschütteten „wilden“ Bahnübergang, der unseren Hymer schon an die Grenzen seiner Geländegängigkeit brachte... Schließlich entschieden wir uns, in Valimitika zu bleiben, auf einem Kiesplatz direkt am Strand, neben einem sehr schön angelegten Restaurant. Dort nahmen wir ein ausgezeichnetes Abendessen ein; auf die Frage, was man uns denn empfehlen könne, wurden wir in die Küche gebeten und durften in die Töpfe schauen, wie in Griechenland allgemein üblich. Es hat ausgezeichnet geschmeckt, und einschließlich einer Flasche Hauswein bezahlten wir am Ende ca. 25 Euro.

Am nächsten Tag fuhren wir, mit einem Abstecher ins Landesinnere, weiter nach Korinth und übernachteten dort frei stehend hoch über der Stadt am Fuße der Burg. Das nächtliche Lichterpanorama war überwältigend.

Am Morgen darauf besichtigten wir zunächst das antike Korinth und dann den berühmten Kanal mit seiner im Wasser versenkbaren Hebebrücke, bevor wir, zunächst auf der Küstenstraße, in Richtung Athen weiterfuhren. Für die letzten 25 Kilometer nahmen wir die Autobahn, und unser Navi ließ uns dann („schnellste Verbindung bei gegenwärtiger Verkehrslage“) quer durch die Stadt durch kleine, enge Gässchen fahren – bis wir tatsächlich am Ziel, dem Karaiskaki- Stadion, ankamen.

Mit grellfarbigen Westen gekennzeichnete Ordner auf kleinen Motorrollern lotsten uns schnell zu unserem Abstellplatz, und am Informationsstand wurden wir von einer in Hamburg aufgewachsenen Griechin (Theodora) in fließendem, hanseatisch gefärbten Deutsch begrüßt und willkommen geheißen. Eine Stofftasche enthielt umfangreiches Informationsmaterial, so dass wir nach Einrichtung unseres Stellplatzes reichlich Lesematerial hatten. Ein Grieche, der direkt neben uns stand, und mit dem wir uns den Schatten teilten, schloss schnell Freundschaft mit uns, und so verging der Abend mit angeregten Erzählungen  – und unser Reiseproviant an Frankenwein schmolz deutlich dahin.

Als Traudl und Dieter, die „zweite Hälfte“ der RU- Delegation, am nächsten Tag ankamen, bauten wir schnell unsere kleine deutsche „Wagenburg“ auf und hissten die RU-Fahne, die sie mitgebrachten hatten. 

3. Vorstandssitzung F.I.C.M.

Die Präsidentin der F.I.C.M., Rose Marie Delannoy, die ausgezeichnet Deutsch spricht, hatte mich am Vortag schon persönlich sehr herzlich begrüßt; für die Vorstandssitzung, bei der ich der einzige nicht Französisch sprechende Delegierte war, bekam ich eine Dolmetscherin, die direkt neben mir saß und alle Wortbeiträge simultan übersetzte.

Rose Marie Delannoy verwies in Ihrem Bericht darauf, dass die F.I.C.M. in diesem Jahr ihr 40 jähriges Bestehen begeht; bei steigenden Reisemobil- Verkaufszahlen sei aber seit Jahren ein Zurückgehen der Mitgliederzahlen in allen nationalen Reisemobilverbänden zu verzeichnen, und damit auch zurückgehende Beitragseinnahmen. Die für die Verbandsarbeit notwendigen Finanzmittel können deshalb derzeit nur durch Zugriff auf die Rücklagen bereitgestellt werden. Wenn die F.I.C.M. ihre satzungsgemäßen Ziele weiter verfolgen solle, müssten in absehbarer Zeit die Einnahmen gesteigert werden. Als Möglichkeiten wurde diskutiert, an Reisemobilhersteller und Importeure heranzutreten, bei Messen und Ausstellungen aufzutreten, um so bei Neufahrzeugkäufern bekannt zu werden, anderen Dachverbänden der Reisemobil- / Automobilbranche beizutreten etc.  Nationale Clubs / Verbände und F.I.C.M. müssten hierbei möglichst eng zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen.

Sie berichtete auch über die Lobbyarbeit in Brüssel, wo derzeit allerdings viele andere Themen deutlich höhere Dringlichkeit hätten als die Probleme der Reisemobilfahrer.

Als Ausrichter des EuroCC Treffens 2017 wurde Spanien gewonnen.

Das geringe Interesse und Engagement der RU / deutscher Reisemobilfahrer in der F.I.C.M. wurde nicht nur durch das Präsidium, sondern auch durch die anderen nationalen Delegationen sehr bedauert. (Über den Beschluss der RU- Mitgliederversammlung hatte ich die Präsidentin vor der Sitzung bereits unterrichtet.)

4. Athen- Programm des griechischen Reisemobilclubs:

Der kleine griechische Reisemobilverband (nur ca. 350 Mitglieder) hat eine beeindruckende organisatorische Leistung gezeigt. So stand uns nicht nur der Parkplatz des Athener Fußballclubs Olympiakos als Stellplatz zur Verfügung, sondern auch der VIP- Bereich des Stadions für tägliche Abendveranstaltungen, wie den Begrüßungsempfang, eine Folklore- Darbietung zahlreicher regionaler Volkstanzgruppen, einen Empfang des Bürgermeisters von Piräus und die Abschlussveranstaltung mit Übergabe der Erinnerungsgeschenke. Jeden Abend war für reichlich Speis und Trank, insbesondere verschiedene Sorten griechischen Weins gesorgt. Das Benehmen mancher Reisemobilisten war dabei eher befremdlich und ließ das Schlagwort „Schlacht am kalten Buffet“ wirklich Realität gewinnen...

Per Bus wurde eine Stadtrundfahrt durch Athen durchgeführt mit anschließendem Besuch und Führung durch das Akropolis- Museum. Wer die antiken Sehenswürdigkeiten näher studieren wollte, hatte dazu am Folgetag Gelegenheit, der bis zum Abend komplett für eigene Aktivitäten freigehalten war; wir haben das gerne getan und die Akropolis mit ihren vielen Tempeln, Theatern etc. zu Fuß erkundet, wobei wir auch die auffallend saubere Athener Metro kennen und schätzen lernten.  Alternativ war eine Schiffstour auf mehrere Inseln angeboten. Auch am folgenden Tag war viel Zeit für eigene Aktivitäten; die nutzten wir für einen Streifzug durch die Hafengegend von Piräus, Kirchenbesichtigungen, Cafe- Besuch, Einkäufe der Damen etc.  Abends fand ein festliches Essen im Segel- Club statt, für das man sich im Vorfeld hatte anmelden müssen – so nahm hier mit Traudl und Dieter nur die halbe deutsche Delegation teil.

5. Anschlussprogramm Peloponnes:

Von Athen ging es  weiter nach Nafplion, der ersten Hauptstadt Griechenlands nach dem Unabhängigkeitskrieg im 19. Jahrhundert. Die deutsche „Kleingruppe“ nutzte den Reisetag, um einen kleinen Umweg über die Halbinsel Methanon zu machen, wo es eine schöne Badestelle am Strand mit warmem Quellwasser geben sollte. Die Fahrt führte meist direkt am Meer entlang und war landschaftlich sehr schön – leider entpuppte sich die Badestelle als Fehlschlag: Außer deutlichem Schwefelgeruch war nichts zu finden. Die direkt angrenzende Hafenstadt Methana hat uns dagegen sehr gefallen; das Meer am kleinen Strand war uns zwar zu kalt, aber an der schönen Uferpromenade fand sich ein Lokal nach unserem Gusto, wo wir ausgiebig Mittagspause machten.

Weiter ging es quer über die Landzunge nach Nafplion – dort lag unser Stellplatz direkt am Hafen. Leider hatten sich einige Reisemobilisten, die früher da waren, schon ziemlich breit gemacht, so dass wir auf Tuchfühlung einparken mussten. Glücklicherweise hatten wir aber den einzigen Laternenmast weit und breit direkt vor der Nase, und konnten so am nächsten Tag unser Sonnensegel aufspannen, für das wir von unseren Nachbarn schnell beneidet wurden. Das offizielle Programm begann da erst um 18 Uhr, so ließen wir mal richtig die Seele baumeln.  Danach Stadtführung mit Besichtigungen, und auf dem Marktplatz eine Folkloreaufführung; Abendessen in einem Lokal in der Fußgängerzone. Am Folgetag Bustour zu archäologischen Sehenswürdigkeiten in Epidaurus und Mykene (für unseren Geschmack etwas wenig Zeit für gründliche Besichtigungen) und dann ein gutes (Nach-)Mittagessen in einem sehr schönen Restaurant direkt am Strand von Nafplion.

Der Folgetag diente der Weiterfahrt nach Patras; unsere deutschen Mitfahrer nahmen den direkten Weg (und versprachen, uns diesmal einen guten Stellplatz zu sichern), wir fuhren „durch die Berge“ und besuchten antike Sehenswürdigkeiten. Einige davon entpuppten sich als eher enttäuschende „Steinhaufen“, während z.B. die Tempelanlage und das Stadion von Nemea den Besuch wirklich Wert waren. Am Nachmittag wurden wir durch einen wirklichen Super- Stellplatz direkt mit Front zum Meer und unter einer Palme entschädigt – Dieter hatte ihn heldenhaft für uns verteidigt. Tagesabschluss war ein Empfang der Handelskammer von Patras, angeblich 5 Minuten zu Fuß, aus denen dann eher eine halbe Stunde wurde. Hier gab es erstmals keinen Wein, sondern nur nicht- alkoholische Getränke. Dafür besuchten wir am nächsten Vormittag den ältesten und größten Weinbaubetrieb, Achaia Clauss, wo wir nach Herzenslust Weine probieren konnten. Für die Fahrer war das nicht ganz so ideal, denn anschließend ging es auf die Autobahn, weiter zum letzten Programmpunkt im kleinen Hafenstädtchen Katakolo. Traudl und Dieter hatten genug vom vielen Laufen durch antike Ruinen und blieben in Patras, während wir Katakolo ohne Umwege ansteuerten und uns so wieder einen Platz in der ersten Reihe sichern konnten – diesmal mit Blick auf zwei große Kreuzfahrtschiffe, die gegenüber angelegt hatten. Von Katakolo führt nämlich eine der wenigen in Griechenland noch betriebenen Eisenbahnstrecken direkt ins antike Olympia – unser letzter Ausflug gleich am nächsten Morgen. Auch hier hatten wir eine ausgezeichnete Führung und anschließend reichlich Zeit, Gelände und Museum noch weiter zu erkunden, einzukaufen, uns in ein Restaurant zu setzen etc., bevor es mit dem Bähnchen zurück ging. Der Folgetag war weitgehend frei – erst abends gab es erneut eine Folklorevorführung und dann die Abschiedsfeier, für die die griechischen Reisemobilisten viele Grills aufgebaut hatten, um uns mit Spezialitäten ihres Landes (mehr als) zu sättigen, und griechischer Wein floss natürlich auch...

Insgesamt ein tolles Programm, für das sich die Reise mehr als gelohnt hatte. Wir haben viele neue Bekanntschaften geschlossen, und einen der griechischen Reisemobilisten werden wir schon im August in Franken wiedersehen.

6. Rückreise:

Knapp drei Tagen blieben uns noch bis zum Einschiffen zur Rückreise. Diese nutzten wir, um zunächst den großen Pinios- Stausee zu besuchen, dort zu wandern, in azurblauem Süßwasser zu baden und mutterseelenallein am Ufer zu übernachten. Weiter ging es an die Küste: Der Strofilia- Küstenwald mit seinen gewaltigen Schirmpinien sollte ein besonders lohnendes Ziel sein. Tatsächlich fanden wir dort auch einen absolut menschenleeren Sandstrand (bis dahin immer Kies mit Massen an Seeigeln), den wir zum Baden nutzten. Der Womo- Führer hatte dann einige Kilometer gut geschotterten Weg zur Durchquerung einer Steppenlandschaft angekündigt, bevor der Schirmpinientraum sich fortsetzen sollte. Schon nach wenigen Kilometern mündete der Weg allerdings in eine Wasserfläche; nach kurzem Kriegsrat habe ich diese auf Tiefe und verborgene Hindernisse erkundet – und anschließend problemlos durchquert. Nach wenigen Kurven das gleiche noch einmal, und die dritte Furt sollte dann wirklich die letzte sein; was jetzt noch kam, waren mittelgroße Schlammlöcher, Engstellen, die nicht ohne bleibende Erinnerungsspuren an den Seitenwänden des Fahrzeugs zu passieren waren, einige so eng, dass wir sie außerhalb des Weges umfahren mussten  ...  wir waren nicht sehr unglücklich, als wir am Ende wieder auf eine Teerstraße trafen. Am Kap Araxos übernachteten wir auf einem (ziemlich primitiven) Camper Stop -  die einzige Stelle auf der gesamten Reise, wo wir darauf verzichtet haben, das (hier gelblich-bräunliche) Leitungswasser in unseren Womo- Tank zu füllen. Über eine letzte antike Stätte, das Fort Dyme aus mykeneischer Zeit, und einen letzten Badestopp am Meer, am nordwestlichsten Zipfel des Peloponnes, ging es zurück nach Patras und auf die Fähre.

Am Spätnachmittag in Ancona angekommen, steuerten wir San Marino an, ließen uns allerdings durch einen Wegweiser zu früh vom rechten Weg abbringen und erreichten das Ziel bei strömendem Regen und Gewitter „von hinten“ durch die Berge. Nach Übernachtung auf einem Camper Stop am westlichen Stadtrand, den wir zufällig gefunden hatten, verlegten wir am nächsten Morgen auf den Parkplatz P13 (sehr großer Parkplatz, auf dem Reisemobile kostenlos stehen dürfen), von dem es nur wenige Minuten zu Fuß zur Talstation der Gondelbahn sind, die einen zur mehr als 700 Meter über dem Meer gelegenen Altstadt bringt. Hier gibt es Befestigungsanlagen zu besichtigen und zahlreiche Restaurants mit unbeschreiblichem Panoramablick bis ans Meer und 360° rundum. Ein guter Tipp, den uns ein Engländer in Athen gegeben hatte!

Nach weiterer Übernachtung auf einem Campingplatz am Lido di Spina ging es über den Brenner zurück in die Heimat.

7. Logistik / Statistik:

Alle Campingplätze, die wir auf Hin- und Rückreise genutzt haben, waren aus dem ACSI- Verzeichnis und gewähren auf die ACSI- Karte in der Nebensaison erhebliche Preisnachlässe.

Während des organisierten Programms in Griechenland standen wir auf normalen Parkplätzen ohne Camping- Infrastruktur, wobei Möglichkeiten zur Toilettenentsorgung und (eingeschränkt) Versorgung mit Wasser bereitgestellt waren.

Freies Übernachten war nirgendwo ein Problem; Wasser haben wir in der Regel an öffentlichen Brunnen (zum Teil historischen mit besonderer Heilwirkung!) gebunkert.

Einkaufen kann man in Griechenland alles. LIDL- Märkte mit umfangreichem Sortiment auch griechischer Produkte gibt es in allen größeren Städten. Obst / Gemüse und Landwein haben wir in Verkaufsständen am Straßenrand erstanden.

Geldversorgung aus Geldautomaten war überall möglich.

Gefahrene Gesamtstrecke: 3048 km