Thema: Reisemobil-Innenausstattung

1.  Eingangsbereich und Fenster

1.1 Zugang / Größe der Aufbautür (Höhe und Breite)

Der Eingang darf für die eigene Körpergröße kein Hemmnis darstellen. Prüfen Sie, ob Sie durch die Aufbautür bequem ein- und aussteigen können – oder ob das beim Älterwerden auf absehbare Zeit ein Problem werden könnte. – Das gilt auch für die Anzahl und die Höhe der Trittstufen.

1.2 Abdichtung und Isolierung der Eingangstür

Prüfen Sie, ob die Türgestaltung und Konstruktion ohne sogenannte Kältebrücken ausgeführt ist und die Türdichtung während der Fahrt verlässlich funktioniert.

1.3 Türsicherung

Die Standardtürschlösser lassen sich von Einbrechern schnell und einfach überwinden. Prüfen Sie die Qualität der Türsicherung und das Vorhandensein oder die Nachrüstbarkeit eines zusätzlichen Sicherheitsschlosses (in Haushaltsqualität).

1.4 Tür und Markise

Die Aufbautür muss sich auch bei ausgefahrener Markise komplett öffnen lassen.

1.5 Fenster in der Eingangstür

Wenn das Reisemobil Ihrer Wahl mit einem Fenster in der Eingangstür ausgestattet ist, wägen Sie bitte die Vor- und Nachteile ab.

Vorteil: Vor dem Öffnen ist der direkte Blick nach draußen möglich. Weil Aufbautüren grundsätzlich nach außen öffnen, reduziert der mögliche Blick durch das Türfenster die Kollisionsgefahr.

Nachteil: Grundsätzlich verringert jedes Fenster die Isolierwirkung der Wandelemente, je größer die Fensterfläche, desto größer ist der Verlust. Fenster gelten in der Regel als größte Schwachstelle im Schutz gegen Einbruch.

1.6 Fenster im Aufbau

Reisemobile der unteren Preisklasse werden mit sogenannten vorgehängten Fenstern ausgerüstet. Das Prinzip und die Fenstermodelle stammen aus dem Wohnwagenbau. Derartige Konstruktionen lassen sich innerhalb von Sekunden aufhebeln. Aufwändiger und damit etwas besser einbruchgeschützt ist die Fensterkonstruktion, bei der die zu öffnende Fensterscheibe in einem (Kunststoff-)Fensterrahmen eingebaut ist. Üblicherweise sind Scheibe und Rahmen flächenbündig; für Profi-Einbrecher ist auch solche Konstruktion kein Hindernis. Fenster mit Fensterrahmen bieten einen größeren Schutz gegen die Verschmutzung der Fensterdichtung.

Zur Fensterausstattung gehören inzwischen standardmäßig ein Fliegengitterrollo und ein Sicht- und Wärmeschutz. Im Sinne der Heizkostenersparnis und zum Schutz gegen schnelle Aufwärmung des Innenraums in der Sommersonne gilt: je kleiner die Fensterflächen, desto besser. Fensterformen außerhalb der Standardabmessungen, die mehr dem Außendesign dienen als dem eigentlichen Zweck, sind im Reparaturfall (als Ersatzteil) immer teurer – und je nach Baujahr und Hersteller teilweise nur nach Einzelanfertigung oder gar nicht mehr zu beschaffen.

2. Sitze und Sitzposition

2.1 Fahrerhaussitze

Die beiden Sitze im Fahrerhaus erfüllen im Großteil der Reisemobile eine Doppelfunktion und sind deshalb entsprechend dreh- und verstellbar.

Prüfen Sie die Sitzposition in Fahrstellung (Pedale, Lenkrad, Sicht nach vorne, nach oben (Ampel) und seitlich) und die Sitzposition in Wohnstellung (essen, lesen, TV sehen).

Sind die erforderlichen Anpassungen beim Drehen der Sitze (in beide Positionen) zufriedenstellend und leichtgängig möglich?

2.2 Sitze im Aufbaubereich

(Diese Kriterien sind nur von Bedeutung, wenn die Sitze im Aufbaubereich als Mitfahrersitze benötigt werden.)

Sind die Polster der zugelassenen Mitfahrersitze ausreichend fest (nicht zu weich), um bei Notbremsungen oder Unfall ein Durchrutschen unter den angelegten Sicherheitsgurt zu verhindern?

Sind die Sitzposition und der Platz (auch im Fußraum) für die Mitfahrer (bei angelegtem Sicherheitsgurt) für längere Strecken tauglich und ist die Tischplatte in Höhe und Bankabstand so einstellbar, dass Passagiere dort während der Fahrt bequem sitzen können?

3. Pantry

3.1 Herd und Arbeits-/Ablagefläche

Die bordeigene Küche sollte den eigenen Ansprüchen genügen. Wer keine aufwändigen Menüs an Bord zubereiten will und die Einrichtung eher als eine „Teeküche“ nutzt, wird mit kleineren und einfachen Pantrys zurecht kommen. Sehr viele Reisemobile sind mit einem 3- oder 4-flammigen Herd ausgestattet, der jedoch in der Praxis nur dann als solcher auch genutzt werden kann, wenn Töpfe/Pfannen mit kleinem Durchmesser verwendet werden und ausreichend ebene Abstellfläche neben dem Herd vorhanden ist. Für die Vorbereitung und auch während des Kochens sollte der Platz neben dem Herd geeignet sein, ein Schneidbrett nutzen zu können. Und zum Kochbereich gehört unbedingt eine ausreichende Möglichkeit der Be-/Entlüftung. Meist ist die Kochfläche unter bzw. vor einem Fenster platziert; hier ist darauf zu achten, dass die Herdabdeckung in der hochgestellten Position die Fensteröffnung nicht komplett abdeckt. Bitte prüfen Sie auch die „Ergonomie der Arbeitsabläufe“, ob bzw. wie die normalen Handgriffe der Küchenarbeit möglich sind; eine Arbeitsfläche, die hinter dem Spülbecken liegt und nur mit „langen Armen“ genutzt werden kann oder ein Abfallsammler, der unter der Arbeitsfläche liegt, werden auf Dauer zum Ärgernis.

3.2 Spüle / Spülbecken

Die Anzahl und Größe der Spülbecken sollte der Kochpraxis an Bord entsprechen. In jedem Fall muss ein Spülbecken so groß sein, dass die verwendeten Töpfe und das Geschirr darin gereinigt werden können – ohne eine „Überschwemmung“ zu verursachen. Wo lassen sich feuchte Geschirrtücher trocknen, wenn es draußen regnet?

3.3 Kühlschrank

Absorber-Kühlschränke mit „AES“ sind heute Standard. AES steht für die automatische Wahl der Energieversorgung. Eine Elektronik im Kühlschrank prüft, welche Energieträger verfügbar sind und wählt in der Prioritätsfolge 230 oder 12 Volt oder Gas. Bei laufendem Motor wird der Kühlschrank über das 12 Volt-Bordnetz versorgt. Bei einer Rast, wenn der Motor aus ist, schaltet der Kühlschrank nach einer Wartezeit auf Gasbetrieb (der physikalisch effektivsten Variante). Wird das Reisemobil an eine externe 230 Volt-Stromversorgung angeschlossen, schaltet AES direkt um auf 230 Volt.

Für Gebrauchtfahrzeuge: prüfen Sie, ob das AES-System funktioniert.

Relativ selten werden Kompressor-Kühlschränke eingebaut, die technisch den Haushaltsgeräten entsprechen. Solche Kühlschränke funktionieren nur mit Elektrizität (zum Betrieb des Kompressors), meist mit 12 / 24 Volt Anschluss; große Kühlschrankkombinationen werden auch zusätzlich mit 230 Volt-Direktanschluss angeboten. Im Betrieb ohne laufenden Motor, ohne 230 Volt-Versorgung, erfordert der Kompressor-Kühlschrank eine ausreichende Akku-Reserve und die aufmerksame Überwachung der Bordnetzspannung. Abseits externer Anschlussmöglichkeiten gilt die Stromversorgung über eine Solaranlage als optimal, weil die Kühlleistung üblicherweise abhängig von der Intensität der Sonneneinstrahlung ist und Solarpanels ihre Maximalleistung ebenfalls davon abhängig erbringen.

4. Sanitärraum

4.1 Toilette

Prüfen Sie, ob Sie die Toilette als solche bei geschlossener Tür benutzen können. Eine simulierte Erprobung mag eher lustig wirken, aber wer hier Kompromisse akzeptiert, „büßt“ es bei jedem zukünftigen Toilettengang an Bord. Sinnvoll ist es, wenn das Handwaschbecken im Toilettenraum eingebaut ist. Bei den seit einigen Jahren propagierten und angebotenen sogenannten Raumbädern ist das teilweise nicht der Fall. Das Raumbad entsteht durch das Verschwenken der Tür(en) der Toilette oder beweglicher Wandelemente. So bildet sich ein Raum quer über die komplette Fahrzeugbreite. Für die Bewegungsfreiheit ist diese Version zweifellos optimal. Nachteilig ist, dass während der Benutzung der Durchgang im Fahrzeug zwischen vorn und hinten versperrt wird und – abhängig von der konkreten Anordnung – nach dem Zurücksetzen der Türen die Feuchtigkeit nach Benutzung der Dusche oder andere „Dämpfe“ sich im Fahrzeuginnenraum verteilen können, dazu gehören auch die intensiven Duftstoffe der in den Fäkalientanks verwendeten Sanitärflüssigkeiten.

4.2 Dusche

Die Größe der Dusche sollte erlauben, sich nach einem heruntergefallenen Seifestück oder ähnliches bücken zu können. Der Duscheablauf muss auch funktionieren, wenn das Reisemobil nicht 100% gerade steht. In der Praxis heißt das, die Duschtasse sollte entweder zwei diagonal zueinander montierte Abläufe oder einen Duscheboden mit entsprechendem Gefälle zum Ablauf aufweisen. Zweckmäßig ist ein Dachlüfter, über den Wasserdampf abziehen kann.

5. Betten

Nur wer gut d. h. bequem liegt, wird dauerhaft Freude an seinem Reisemobil haben. Die Bedürfnisse sind individuell, trotzdem gibt es Kriterien, die allgemein gelten können:

Wenn der Prospekt ein ‚Doppelbett’ beschreibt, sollte die Liegefläche auch für zwei erwachsene Personen ausreichend breit ausgeführt sein. Auch hier gilt die praktische Erprobung. Abgeschrägte Fußenden, fehlende Kopffreiheit (durch Staufächer darüber) oder geteilte Polster können auf Dauer dazu führen, den erholsamen Schlaf zu vereiteln.

Die Matratzen und der federnde Unterbau werden in unterschiedlichster Güte eingebaut. Die Unter- und Hinterlüftung der Betten muss gewährleistet sein. (Einige Defizite im Bereich der Schlaffstatt lassen sich beheben. Fachbetriebe bieten hochwertige Matratzen und Federsysteme zur Nach-/ Umrüstung an.)

Quer im Fahrzeug eingebaute Doppelbetten zwingen einen Bettgenossen zum „Klettern“, jedenfalls spätestens dann, wenn ein nächtlicher Gang zur Toilette fällig wird. Längs eingebaute Einzelbetten mit Zugang in der Mitte, der bei Bedarf durch ein Füllstück geschlossen werden kann, bieten mehr Bewegungsfreiheit im Schlaf, verursachen jedoch mehr Fahrzeuglänge. Das gilt auch für das sogenannte ‚Queensbett’, einem längs eingebautem Doppelbett, das mittig im Fahrzeugheck eingebaut wird und vom Fußende und / oder seitlich erreichbar ist.

Kritisch geprüft werden sollte, ob die Fenster im Schlafbereich so platziert sind, dass deren Verdunklungsrollos nicht ungewollt im Schlaf demoliert werden können. Leider werden sehr viele Fenster (aus Gründen der Optik im Außendesign) unsinnig niedrig angeordnet, Matratzenebene und Fensterunterkante liegen dabei auf nahezu gleicher Höhe. In diesem Fall sollte ein solider Schutz („Geländer“) Fenster und Fensterrollo vor ungewollten Beschädigungen bewahren.

Bei Fahrzeugen mit Hubbetten ist zu berücksichtigen, dass deren Benutzung in der Regel das Umklappen der Frontsitze erfordert und nach dem Absenken des Bettes oft auch die restlichen Sitzgelegenheiten nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden können. Für die Praxis an Bord bedeutet das, dass diese Bettvariante ausschließt, dass einer noch oder schon am Tisch sitzen kann, wenn der andere schon oder noch schlafen möchte.

6. Kleiderschrank

Wer lediglich mit Jeans, Pulli und Anorak auf Reisen geht, dem werden die unterschiedlichsten und zahlreichen Stauräume an Bord für seine Kleidung genügen. Alle anderen sollten darauf achten, dass mindestens ein Stauraum so gestaltet ist, dass darin die Kleidung auf Bügel aufbewahrt werden kann und die Kleidungsstücke auch tatsächlich aushängen können. Häufig werden Räume als „Kleiderschrank“ bezeichnet, die unter dem Bett platziert sind und entweder nur nach einem „Kniefall“ erreichbar werden oder durch das Anheben des Fußendes der (geteilten) Matratze. Ob diese Anordnung für den Zugang zu einem Stauraum, auf dessen Inhalt in der Praxis mehrmals täglich zugegriffen wird, gefallen kann, sollte auch unter dem Aspekt entschieden werden, dass die Gelenkigkeit mit dem Lebensjahren bekanntlich abnimmt.

7. Sonstige Stauräume

Üppige Stauraumabmessungen wie auch eine große Zahl von Stauräumen an Bord werden in der Regel auch gefüllt; man/frau hat ja Platz. Bitte beachten Sie dabei die zulässige Zuladekapazität des Reisemobils und achten Sie auch auf die zulässigen Achslasten. Bedenken Sie die Notwendigkeit einer sicheren und gebrauchstauglichen Verteilung der Ladung. Schweres Gepäck gehört grundsätzlich in die unteren Stauräume. Bei Fahrzeugen mit Frontantrieb ist eine unüberlegte Verteilung der Zuladung mit Schwerpunkt im Heckbereich kritisch, die Folge ist Traktionsverlust beim Anfahren und bei Ein- und Ausparkmanövern in unebenem Gelände, wie einer (feuchten) Campingplatzwiese oder auf winterlichen Straßen.

8. Oberlichter / Dachluken

Weil der Bedarf nach Frischluft sehr individuell ist, ist auch das Thema Dachluken nur individuell zu entscheiden. Wichtig ist, dass das relativ geringe Raumvolumen im Reisemobil mit ausreichender Frischluft versorgt wird. Der eine will nachts die Sterne sehen, der andere fühlt sich nur geborgen, wenn lediglich ein Luftspalt geöffnet ist.

Ein großes Oberlicht im Wohnbereich ist heute vielfach Standard, daneben sind kleine Dachluken im WC-Raum und über den Betten eingebaut. Häufig werden zusätzliche Dachluken gegen Aufpreis im Bereich Pantry und Dusche (teilweise mit Ventilator) angeboten.

Der gängige Begriff ‚Heki’ steht für Hebe-Kipp-Ausführung, bei der – wie der Name sagt – wahlweise die komplette Luke umlaufend angehoben wird (oder auch einseitig gegen die Windrichtung), auf eine Höhe, die üblicherweise verhindert, dass Regenwasser eindringen kann, oder (meist per Kurbelantrieb) in eine gekippte Position geöffnet wird. Der Öffnungswinkel ist variabel und erlaubt bei den meisten großen Heki-Ausführungen das Aufstellen der Haube bis ca. 80 Grad. Kein Vorteil ohne Nachteil: Große Dachluken, im Sommer leicht geöffnet, sind „gute“ Einstiege für Diebe. Und es gilt für sämtliche Dachluken sinngemäß, was bereits zum Thema ‚Fenster’ ausgeführt wurde. Jeder Dachausschnitt reduziert die Isolierung. So schön die scheinbar unverzichtbaren großen Dachluken anzusehen sind, bei Sonnenschein heizen diese Flächen den Innenraum spürbar zusätzlich auf. Wenn die Heizung eingeschaltet ist, verliert der Innenraum über diese Bereiche schneller Wärme.

In der Regel erfolgt die Zwangsbe-/entlüftung des Wohnraumes über die kleineren Dachluken. Ein Effekt dabei ist in der kalten Jahreszeit, bei Aufenthalten in windreichen Gegenden (wie an der See) und während der Fahrt, dass der Innenraum nur mit einer erhöhten Heizleistung angenehm temperiert werden kann – und es möglicherweise „zieht“, selbst wenn sämtliche Fenster und Luken geschlossen sind.

Dagegen hilft nur die Nachrüstung / das Einkleben entsprechender Dichtungen in die Luken (oder die Bestellung der Dachluken ohne Zwangslüftung) und das bewusste temporäre Öffnen der Luke(n) und oder Fenster beim Kochen oder Duschen.