Unser RU-Mitglied Karl-Heinz LOHN hat wieder einmal einen sehr schönen Reisebericht über (s)einen Polentrip bereitgestellt. Viel Spaß beim Lesen: Dieses Mal liegt das Ziel meiner Tour im weiten Nordosten, das ich in mehreren Etappen ansteuere. Zuerst von Gröbenzell nach Fulda in das Schloßtheater, zum Musical „Robin Hood“. Eine tolle Aufführung komponiert von Chris de Burgh und eine lange Anfahrt allemal wert.

Zur Nacht steuere ich Burghaun an. An der Freizeitanlage „Weiher“ mit vielen Bewirtungskiosken gibt es einen ruhigen Stellplatz. Entgegen meinen Prinzipien nutze ich mal die Autobahn zum Berliner Ring und durch Potsdam nach Oranienburg. Nach einer kurzen Gedenkminute am ehemaligen KZ Sachsenhausen weiter nach Wandlitz, wo auf dem Stellplatz ein kleines Dorf-Sommerfest organisiert war, mit Musik und Tanz. Den Besuch von Honeckers Bunker spare ich mir.

Am Sonntag fahre ich durch Eberswalde mit frischen Kirschen vom Obstbauern nach Niederfinow, Stellplatz auf dem Großparkplatz ohne Service für 15 € !, Toiletten nur mit dem Sanifairbon. Mehrfach umrunde ich das alte und neue Schiffshebewerk. Während das alte Werk seit 1934 noch immer in Betrieb ist, befindet sich das neue Werk, begonnen 2008 - geplante Inbetriebnahme 2016 - noch immer im Probebetrieb. Bei der Weiterfahrt in der Hitze genieße ich die schattigen Alleen, über Angermünde und Schwedt an Stettin vorbei nach Stargard und Neustettin zum Szczcinek- Camping.

Es beginnen die Sprachprobleme

Das Polnische erschließt sich uns als slawische Sprache nicht, die Hinweisschilder sind selten zweisprachig. Wenige Jüngere sprechen etwas Englisch oder Deutsch (aus DDR-Zeit). Nach V/E geht die Fahrt nach Osten. An einer Raststätte kaufe ich Proviant und genieße die ersten Piroggen. Nach Erreichen von Malbork umrunde ich die Marienburg und beziehe einen schönen Campingplatz mit Teich, nachdem mich der Eigentümer (?) von seinem (?) Parkplatz gescheucht hat. Von dort führt eine Fußgängerbrücke über die Nogat zur Marienbrücke, der größten Burg Europas , die wir ja aus unserem Geschichtsunterricht kennen.

Am Morgen gehe ich vom Parkplatz über die Fußgängerbrücke rund um das Schloss zum Ticketverkauf (Schlange! Ich merke die Hochsaison), zurück zum Eingang in den großen Schlosshof. Ein Gang führt durch die Waffenkammer und diverse Burgräume, man kennt das ja von anderen Burgen, hier nur alles größer und aus rotem Ziegelstein. Im ersten Stock befinden sich Kirche, Kreuzgang und Kapitelsaal, schon einmalig wuchtig, Nach 2,5h trepp-auf und -ab > ist Schluss. Ab nach Elblag/Elbing und dort Campingplatz N. 61 erreicht.

Campingplätze sind teilweise nummeriert

Hier erreiche ich das Ziel meiner Reise, wo Schiffe über Berge fahren. Vom Campingplatz könnte man auf dem Oberlandkanal mit den 5 Rollbergen den Endpunkt Osterode erreichen und mit Bus zurückkommen. Insgesamt werden 100 Höhenmeter überwunden. Ich wähle die Kurzversion über 3 Rollberge: vom mittleren 3-mal bergab und nach Wende 3-mal bergauf zum Start/Zielpunkt Buczyniec mit Informationszentrum, wo man das System gut beobachten kann. Die Schiffe werden in einem Gestell aufgefangen und auf Schienen über Land zum nächsten Einschiffen gefahren. Das Ganze von Wasserrädern und seit 1860 störungsfrei angetrieben ist jetzt ein Weltkulturerbe.

Weiter führt die Reise  nach Frombork/Frauenburg mit beeindruckender Kirche und Gedenken an Nikolaus Kopernikus. Kein Stellplatz, deshalb an der Küste westwärts und Camping am Sportboothafen in Tolkmicko gefunden.

In Stegna der erste Touri-Rummel- es werden viele Appartementhäuser gebaut. Nach Pisko das letzte Camping vor der Grenze nach Russland. Zurück nach Stegna mit Fachwerkkirche und auf nach Danzig mit der Fähre über die Weichsel. Stellplatz Westerplatte nicht gefunden. Kreuz und quer durch Danzig-Krantor von Weitem, die Gassen sind sehr eng. Versuche Sopot, aber eine Großbaustelle versperrt mir den Weg, Hinweise nur in Polnisch und mit Taxiführung erreiche ich schließlich den Campingplatz Nr. 67.

Endlich Dauerregen

So streiche ich den Danzigbesuch und fahre über Gdingen, Puck, (Hel ausgelassen bei dem Sauwetter) über Krokowa nach Leba. Parken und Bummel am Hafen, der übliche Rummel der Seebäder: Plastik-, Plüsch- und Schwimmtiere, historische Koggen wie Filmkulissen? Im Restaurant ein Dorschfilet mit Frytky (Pommes) und Krautsalat. Es gibt viele Stände und Spielhöllen. Um 18:00 Uhr auf Camping Iskra mit vielen Sommerhäuschen. Weiter nach Darlowo (Rügenwald ohne Mühle und Teewurst), auf Parkplatz Morgenkaffee mit Räucherfisch, sonst wenig da Fußgängerzone gesperrt. Nächstes Ziel ist Ustronie Morska, über die “Ulica JANA PAWL II“. Hier wieder der übliche Strandrummel, gekreist bis Eisdiele mit Parkplatz gefunden. Hier ein wohlgeordneter Campingplatz mit komfortablen Sanitär, Strom und Wasser getankt, Abendessen mit „Ryby“ (Fisch) wie ich sie immer am Meer genieße.

Am Morgen mit Sonne nach Süden, über Kolberg und Rewal mit üblichen Tourirummel, nach Volltanken !! (Diesel ist 0,20 € billiger) durch viele Baustellen - es wird ein Tunnel nach Swinemünde gebaut, fahre ich nach 20Minuten Wartezeit auf die Fähre (Überfahrt 0€). Dann immer noch Swinemünde, es geht an Zigarettenständen und „Polenmärkten“ vorbei nach Ahlbeck und durch Heringsdorf mit tollen alten Villen. Brotzeit im Wald. In Peenemünde am Seglerhafen ein Stellplatz. Das Museum lasse ich aus – vor einiger Zeit schon mal besucht.

Jetzt noch Kultur ?

Durch Greifswald zum Ozeanum nach Stralsund, mit seinem modernen Anbau, viele Präparate, im 4. Stock Meeres- und Klimawissen, im 2.Stock Ostsee + Nordsee +Meeresforschung. Das nächste Ziel ist Rügen mit den Störtebecker-Spielen in Ralswiek. Der Parkplatz hoch oben bietet auch Stellplätze gratis. Ein Waldweg führt zur Bühne und 8000 ! Sitzplätzen. Tolle Kulisse „Marielyst + Amsterdam“ mit Komparsen, die das Bild beleben und Koggen, Pferden, Adler und Hochzeit, die Handlung ist verworren, viel Pyrotechnik und Feuerwerk.

Am Morgen in Bergen Kaffee und Einkauf, in Putbus den Platz umrundet, weiter über Stralsund, Rostock, Warnemünde zur Fähre (3,90 €), Heiligendamm klein und nobel, Kühlungsborn mit langer Hotelfront, kein Fisch + Cafe, über Wismar und Schwerin nach Ludwigslust, zum Stellplatz neben dem Schloß. Heimwärts geht es nach Süden auf Uelzen, Hildesheim mit Hameln, Aerzen, Lemgo, Herford, Warendorf (kein Stellplatz frei wegen Hengstparade), in Ascheberg ist ein versteckter Stellplatz im Zentrum aber kein Gasthof geöffnet. Auf der Strecke liegt noch der Schleusenpark Waltrop mit 2 Schiffshebewerken und 2 Schleusen ehe ich mich auf die letzte Etappe nach Gröbenzell begebe.

Als Ingenieur haben mich die angesteuerten Schiffshebewerke besonders interessiert und werde sie zu einem Vortrag verarbeiten. Die polnische Ostseeküste wird doch fast nur von der einheimischen Bevölkerung besucht. Überall wurde ich freundlich aufgenommen. Die Campings sind noch recht neu, aber mit sehr komfortablen Sanitärs ausgestattet. Habt Mut und fahrt hin.