Wenn vernünftiges Reisen wieder möglich ist, dann gehört Italien sicher zu den attraktiven Reisemobil-Destinationen. RU-Mitglied Karl-Heinz Lohn berichtet von einer seiner Reisen. Nach Italien mal nicht auf der direkten Rennstrecke, sondern Bummeln durch Friaul/Venetien. Die Alpen sollen diesmal über die Großglockner Hochalpenstraße überwunden werden. Diese ist jetzt gut ausgebaut, mit vielen kleinen Ausweichen zum Fotografieren. Die Wolken ziehen sich dezent zurück und geben den Blick auf die Gipfel frei. Am Hochtor stehen schon die Schneefräsen bereit. Über Heiligenblut (Fotopunkt), Lienz und Oberdrauburg finde ich einen großen Stellplatz am Gailbergsattel mit Restaurant. Es folgt der Plöckenpass mit wilder Kurverei und Kehren im Tunnel beziehungsweise Lawinenverbau bis nach Tolmezzo.  Mich fasziniert immer wieder der Tagliamento – ein Urstromtal. Durch San Daniele (diesmal ohne Schinkenkauf) erreiche ich Spilimbergo, neben dem Parkplatz ein separater gepflegter Stellplatz.

 

Weltweit die einzige Fachschule für Mosaiktechnik

Es lockt die Schule der Mosaiken für 36 Studenten aus aller Welt - zurzeit Ferien- aber Klassenräume und Werkstätten können besucht werden. In den Fluren besichtigt man Beispiele der römischen, byzantinischen, modernen und regionalen Mosaiken, auch Fußböden. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums im Jahr 2022 wird das Museum umgebaut und sicher werden auch besondere Veranstaltungen geplant. Im Zentrum von Spilimbergo finden sich schöne Laubengänge und neben dem Dom das Castello mit Fresken im Innenhof. Im September werden viele Feste zelebriert und leider die schönen, pittoresken Altstädte gesperrt. So ergeht es mir in Maniago. Es bleibt mir eine schattige Pause am Castello.

An einem Kreisel erstehe ich bei einem Obsthändler: 5 Pfirsiche, 3 Nektarinen, 1 Honigmelone für insgesamt fünf (5!) Euro. Das kann Aldi nicht preiswerter! Die Straße quert das urige Kiestal des Tagliamento und ich erreiche Valvasona, angeblich das schönste Dorf Italiens. Der Stellplatz ist um 16:00 Uhr voll und ich nehme den verwahrlosten Ausweichplatz am Sportzentrum.

 

Mittelalter und Villen

Am Morgen danach weiß ich warum der Stellplatz voll war– es gibt ein Mittelalterfest. Die Vorbereitungen laufen. Das Centrum ist mit Bierbänken sowie Ausschankstellen gepflastert und vermiest mir die Romantik. Wenigstens ein kurzer Blick in den Dom mit einer alten venezianischer  Orgel. Beim „Panefizio Arteginale“ erstehe ich ein „Pane Mediavale“, das gut schmeckt und lang satt hält. Nach kurzer Pause erreiche ich hinter Udine Cividale del friuli einen Stellplatz an der Mauer. Am Weg zur Santa Maria del Valle mit der besonderen Langobarden-Kapelle befinden sich Fresken und Chorgestühl. In Palmanova gibt es wieder ein Festival. Dieses Mal zur Erinnerung an Napoleon. Das Zentrum ist gesperrt, also weiter nach Codroipo zur Villa Manin. Auf dem Parkplatz sind acht Stellplätze reserviert und auch frei trotz Überfüllung. Strom gibt es mit Jetons; in der Bar zu besorgen mit kleinem Fußmarsch – umständlicher geht‘s nicht. In der Villa residierte der letzte Doge Venedigs. Der riesige Garten wird umrahmt von Arkaden im Grundriss des Petersplatzes. Nach Hinweis des italienischen Nachbarn erklang um 19:00 Uhr ein Konzert vor der Villa, dem ich im Café mit einem Apero sensa Alkohol und Chips unter den Arkaden gelauscht habe.

Ab zum Meer

Aus reiner Neugier fahre ich durch Lignano kreuz und quer. Ich finde die Hotels gigantisch, den Strand riesig und voll. Ein Reisemobilist kann sich einen Urlaub in dieser „Großstadt“ nicht vorstellen. Auch ein Eisbecher bei Gelato Buonissimo kann daran nichts ändern. Am Ortsausgang bleibt mir ein wilder Stellplatz an der Via Concordia. Über Portogruaro folgt eine kurze Fahrt nach und durch Caorle, auch zugepflastert mit Hotelkästen. An der Via Traghette ein Großparkplatz mit wenigen Mobilen. Von dort führt per Unterführung und dann einen Kilometer weit ein separater Fußweg am Fischerhafen vorbei ins Zentrum Storico. Die Altstadt ist sehr pittoresk mit Turm, Dom und nobler Strandpromenade. An gepflegten Restaurants ist kein Mangel. Auf Nebenstrecken weiter nach Jesolo - wenig einladend, überall „No Camping!“ Über Mestre erreiche ich mein Stamm-Camping Fusina für zwei Tage. Per Vaporetto komme ich nach Venedig, genieße ohne Fotoapparat (hab ja schon Alles im Archiv) die Atmosphäre und Gastlichkeit.

Noch mehr Kultur beim Treffen mit Freunden

Nach einer Umrundung von Cittadella mit der imposanten Stadtmauer treffe ich Freunde bei Treviso in Losson di Meolo. Im Sporthotel gibt es ein Oktoberfest mit Festbier und gemischtem Teller: Hühnerbein, Spareribs, Würstel, Fleischpflanzerl, Gurke und Musik vom Band. Am nächsten Morgen startet das Besuchsprogramm in Possagno am Tempio Canoviano, ein Palladio Bau, der den Berghang dominiert, mit dem Grabmal des Canova. Es folgt Fanzolo mit Besichtigung der Villa Maser, einem Landsitz mit sehr schönen perspektivischen Fresken. In Roncade dann Besichtigung und Imbiss in der Kellerei „Terre di San Rocco. Jetzt fehlt nur noch Treviso mit einem kleinen Stadtrundgang. Von mehreren Kanälen durchzogen nennt es sich das kleine Venedig.

 

Am Mittag bringt mich das Reisemobil über Belluno, Cortina d‘Ampezzo, Toblach, Lienz, durch den Felbertauerntunnel, nach Hause. Eine Kurzreise mit vielen kulturellen und kulinarischen Erlebnissen ist zu Ende. Italien ist immer eine Reise wert.