Eine Reise durch schöne Städte in ausgesuchten Provinzen im August 2021: Die Vorteile völlig geimpfter Personen genießen, das war Ziel unserer sehr rechtzeitigen Corona-Impfungen. Wenn sich dann noch alles mit unseren Reisevorstellungen deckt, dann kann man sagen: Mehr geht nicht…

Unabhängig von den aktuellen Diskussionen, ob gegen Corona geimpfte Personen gegenüber nicht geimpften Mitbürgern Privilegien genießen dürfen, sind Tatsachen längst geschaffen. Wer in ein Hochrisikogebiet ein oder ausreist (das sind die Niederlande derzeit Stand August 2021), darf sich neben Tests auch auf eine ordentliche Quarantänezeit einrichten. Lediglich vollständig geimpfte Personen sind davon ausgenommen. So jedenfalls schreiben es die Bundesregierung und auch der niederländische Staat in seinen Verordnungen vor.
Nun geht es wieder los. Die Niederlande sollen das Ziel werden. Wir beabsichtigen die großen Hotspots des Landes zu meiden und wollen uns lieber den kleinen, beschaulichen Orten in den Provinzen Drenthe, Groningen und Frysland umsehen. Endlich wieder auf Tour, so unser gutes Gefühl auf der Reise. Ohne eine Autobahn, nur über kleinere Straßen, haben wir uns unserem ersten Ziel, dem kleinen Ort Ter Apel genähert. Unterwegs gab es den einen oder anderen Regenschauer. Wir dürfen aber nicht meckern, alle unsere Reisen sind in der Vergangenheit weitgehend trocken verlaufen. Da sollte uns der heutige Regen auch nicht stören. Den netten kleinen Stellplatz am Yachthafen „De Runde“ in Ter Apel haben wir bequem gefunden. Nach unserer Installation sollte eine erste Ortsbegehung erfolgen. Doch dann wieder Regen, diesmal genug davon. Nass sind wir wieder ins Wohnmobil geschlichen. Morgen erfolgt ein neuer Versuch. Der Ort ist nicht gerade groß, das haben wir auch nicht erwartet. Ter Apel wartet aber schon mit einigen Sehenswürdigkeiten auf. Da ist nicht nur der insgesamt sehr gepflegte Ort, da ist auch ein altes Kloster, das in der Jetztzeit zu einem Museum hergerichtet wurde. Eine sehenswerte Anlage, die durch mehrere Wander- und Radwege erschlossen wird.

Wir haben nur gute Berichte vom Stellplatz am Yachthafen von Beerta gehört. Er sei besonders schön und der Hafenmeister sehr freundlich und immer hilfsbereit. Davon wollen wir uns selbst überzeugen. Es ist nicht weit von Ter Apel nach Beerta. Über  hervorragend ausgebaute Straßen wurde unser Ziel schnell erreicht. Genau ins „schwarze“ getroffen, so unser erster Eindruck. Ein gemütlicher Stellplatz mit Blick auf einen kleinen Yachthafen lag vor uns. Kaum angekommen die zweite Bestätigung. Ein Empfang vom sehr liebenswürdigen Hafenmeister. Er weihte uns in die Geheimnisse „seines“ Stellplatzes, des Ortes und der sonstigen Gegebenheiten ein. Empfehlungen für Restaurant-Besuche, touristische Möglichkeiten und der Hinweis wo es das von uns so geliebt „Appelgebak“ in hervorragender Qualität gibt, folgten. Hier sind wir richtig, so unser erstes Fazit. Ganz in der Nähe des Stellplatzes befindet sich ein Kinderparadies mit Streichelzoo. Auf einmal waren Oma und Opa mittendrin statt nur dabei. Lebendig und lautstark spielten die Kinder miteinander und mit den Tieren. Auch Oma ließ es sich nicht nehmen einmal Alpakas zu streicheln. Das Beste folgte dann auch noch: „Appelgebak“. 

Eine Fahrradtour in Richtung Winschoten war geplant. Breite, gut ausgebaute Fahrradwege machen solch eine Tour zum reinen Vergnügen. Vorbei an gepflegten Gehöften, wunderschönen Gärten und ein gehöriges Stück entlang eines Kanals wurde Winschoten eigentlich viel zu schnell erreicht. Winschotens lange Fußgängerzone ist ein Einkaufsparadies. Nette kleine Geschäfte, fernab aller Massenware, wirken verführerisch auf die modebewusste Damenwelt. Das wurde schon in der Vergangenheit zu einer teuren Angelegenheit. Auf der Rückfahrt haben wir noch einen kleinen Abstecher an den Oosteinder Pias gemacht. Der Weg führte uns dort zu einer kleinen Fähre. Selbst ist die Frau oder der Mann. Kein Fährmann zu sehen, also selbst kurbeln und übersetzen. Geht ein wenig in die Arme, macht aber auch richtig Spaß. Das Oldambtmeer, ganz in der Nähe von Beerta lädt förmlich zum Besuch ein. Wir sind mit den Fahrrädern dorthin gefahren. Als Fahrradfahrer wird man in den Niederlanden richtig verwöhnt. Meist vollkommen ebene Wege in hervorragendem Zustand, gepflastert oder betoniert, machen das Fahren zu einem reinen Vergnügen. So ging es auch um das Oldambtmeer. Auf der einen Seite der weite Ausblick auf das Wasser, auf der anderen Seite viele Wiesen und wie es scheint noch intakte Natur. In den kleinen Orten am Wegesrand findet man sehr gepflegte Häuser und überaus freundliche Bewohner. Man grüßt einander und fährt nicht anonym nur so vorbei. So wird eine Radtour zum reinsten Vergnügen.

Von Beerta bis nach Termunterzijl am Dollart sind es nur wenige Kilometer. Kein Wunder also, dass wir schon vor Mittag dort waren. Uns beiden ist Termunterzijl aus früheren Tagen bestens bekannt. Mit jeweils unseren Yachten haben wir, von See kommend, häufig hier im Hafen gelegen. Damals kannten wir uns noch nicht, das hat sich ja nun seit vielen Jahren verändert. Was wir aber beide mit Termunterzijl verbinden, ist die Fischbude am Hafen. Vor Jahren wurde sie sogar im Gourmetführer besonders hervorgehoben. Ob sich daran etwas geändert hat, werden wir herausfinden. Ein ausführlicher Spaziergang durch den kleinen Ort rief manche Erinnerung wach. Es ist für uns schön, dass wir vieles sofort wiedererkannt, zugleich aber auch die Neuerungen bemerkt haben. Ein bisschen war dieser Aufenthalt auch ein Ausflug in unsere Vergangenheit, allerdings ohne jegliche Wehmut. Die frühere Fischbude allerdings ist mittlerweile ein richtiges Lokal geworden, in der immer noch hervorragende Fischgerichte serviert werden.
Den größten Teil der Fahrzeit von Termunterzijl nach Winsum haben wir heute wohl bei Aldi verbracht. Unsere Vorräte gingen zur Neige, da wurde das Einkaufen wirklich nötig. In Winsum fanden wir einen sehr schönen Stellplatz direkt am Wasser. Ein kleiner Bootshafen, eine Kanustation, ein Café mit Sitzplätzen am Wasser und so ein Mittelding aus Campingplatz und Wohnmobilstellplatz hielten gerade noch einen Stellplatz für uns bereit. Wer da noch meckert, muss schon lange suchen, um etwas Besseres zu finden. Winsum darf sich mit dem Titel „Schönstes Dorf der Niederlande“ schmücken. Bei einem Spaziergang wollten wir uns davon natürlich überzeugen. Nach unserer Meinung trägt der Ort den Titel völlig zu Recht. Staunend sind wir durch die kleinen Gassen geschlendert und konnten uns gar nicht satt sehen. Ausführlich konnten wir uns der kleinen und größeren Kaufmannschaft widmen und so noch das eine oder andere beschaffen.

Dokkum, ein weiteres Ziel unserer Reise, ist nur gut eine dreiviertel Stunde Fahrzeit von Winsum entfernt. In Dokkum, nun schon in der Provinz Frysland, hat es in den letzten Tagen heftig geregnet. Hier ist unser Stellplatz auf dem örtlichen Campingplatz sumpfig bis nass. Sei es drum, den gewünschten Stellplatz konnten wir nicht anfahren und müssen zwangsläufig, um Dokkum zu sehen, mit dem vorlieb nehmen was vorhanden und möglich ist. Ein erster Spaziergang durch die schöne, alte Stadt hat schon für vieles entschädigt. Kleine alte Gassen, tolle Geschäfte und eine typisch niederländische Atmosphäre, deshalb sind wir hier. Wenn nun in den nächsten Tagen noch der Wettergott mitspielt, wäre alles perfekt. Weitere Zeit in Dokkum zu verbringen hat nichts von einer Strafe, sondern kann nur Belohnung sein. Glück muss der Mensch haben, denn es ist Markttag. Mitten im Ort sind allerlei typische Marktstände aufgebaut. Wie überall eine Mischung aus Obst, Gemüse, Käse und Klamotten. Die Atmosphäre stimmt. Dokkum bietet immer wieder neue und überraschende Ansichten, man muss nur ein Auge dafür haben. Uns haben immer wieder andere Wege durch den Ort geführt. In den frühen Abendstunden kam Besuch zu uns auf den Campingplatz. Meike & Jürgen aus Oldenburg. Jürgen zählt ganz sicher zu den ältesten Freunden des Chronisten. Als ganz „junge Kerls“ versuchten sie gemeinsam mit anderen Mitstreitern die Musikgeschichte der 60er Jahre des vorherigen Jahrhunderts mitzugestalten. Als „Love-Lights“ waren sie zumindest regional bekannt. Das hat sich sogar noch wiederholt. Zum 40. Jahrestag war die Band, fast in gleicher Besetzung, noch einmal für ein paar Jahre aktiv. Geblieben ist eine lebenslange Verbindung, die ihresgleichen sucht. Gemeinsam sind wir, ganz hervorragend Essen gegangen. Eine unvergessliche Atmosphäre in Dokkum die mit einem „alten Genever“ begossen wurde.

Fast hätten wir es geahnt, der Stellplatz in Sneek, unser eigentlicher Wunsch, war voll. Ein neues Ziel wurde Woudsend. Auf dem dortigen Campingplatz fand sich gerade noch ein Platz für uns, leider nur für eine Nacht. Hier steppt der Bär, im wahrsten Sinne des Wortes. Touristischer Hotspot trifft es wohl am besten. Tausende Menschen, hunderte Schiffe aller Größen und ein Gedränge. Das ist nicht so recht unser Ding. Wir werden einen ruhigeren Stellplatz suchen.
In den Niederlanden zu sein ohne eine anständige Flasche Genever ist undenkbar. Man kann Alkohol in den Niederlanden nur in speziellen Geschäften kaufen. In Slijterijen. An einem solchen Geschäft kamen wir „zufällig“ vorbei. Natürlich wurde ein Flasche „Alter Genever“ unsere Beute. Abends gab es dann vom Besten, er lief gut rein. 
Die touristische Hektik in Woudsend hat uns eher angenervt. Wir haben uns aufgemacht und sind nach Meppel gefahren. Unsere Freunde Meike und Jürgen haben in der Vergangenheit auch schon gute Erfahrungen mit der Stadt gemacht und eine Empfehlung ausgesprochen. Jedes ihrer Worte entsprach den Tatsachen. Ohne Touristenhorden präsentiert sich eine schöne und geschäftige Stadt. Eine große Fußgängerzone mit vielen kleinen Geschäften lädt zum Bummeln ein. Praktisch die ganze Stadt ist mit verschiedenen Kanälen durchzogen. Wir haben die lebhaften Einkaufsstraßen in vollen Zügen, aber ohne Hektik sehr genossen. Meppel ist eine klare Empfehlung. 
Ganz in der Nähe von Meppel befindet sich das Naturschutzgebiet „Weerribben-Wieden“. An den Grenzen dieses großen Gebietes ist auch der kleine Ort Giethoorn zu finden. Mit dem Fahrrad sind es ca. 14 Kilometer, eine überschaubare Entfernung. Durch die „Weerribben-Wieden“ führen bestens ausgebaute Radwege. Man kommt kaum mit dem Autoverkehr in Berührung. Den mitunter starken Gegenwind gleicht der Elektroantrieb aus. So bleibt es bei einer genussvollen Fahrt. Giethoorn ist über die Grenzen der Niederlande berühmt als das Venedig des Nordens. Es ist für seine kleinen Wasserstraßen voller Boote sowie Spazierwege, Fahrradwege und jahrhundertealten Reetdach-Häuser beliebt und bekannt. Wir haben den Ort durchwandert und uns über die vielen kleinen Boote gefreut. Teilweise fehlte es den Amateur-Bootsführern an der nötigen Sachkenntnis, doch mit schieben und drücken ging es meist unfallfrei und mit viel Gelächter aneinander vorbei. Einen untätigen Tag können wir uns nicht vorstellen, deshalb rauf auf die Fahrräder und in die Landschaft gefahren. Ziel sollte das „Landgoed De Havixhorst“ werden. Hier soll es einen ganzen Garten voller Skulpturen geben. Es wurde ohnehin Zeit sich mal wieder etwas Kultur hineinzuziehen. Bei schönstem Fahrrad-Wetter über die nun schon bekannten, guten Fahrradwege ging es zügig dem Ziel entgegen. Das „Landgoed Havixhorst“ ist mittlerweile ein sehr gehobenes Restaurant geworden. Der Park allerdings ist für jedermann zugänglich und tatsächlich in schönster Präsentation voller Skulpturen. Wir sind einfach nur dadurch geschlendert und haben alles auf uns wirken lassen, wobei wir ehrlicherweise die Bedeutung einiger Kunstwerke nicht ganz verstanden haben. Aber was soll´s, es war ein schöner Ausflug. 
Die Wetteraussichten sind für die nächste Zeit, sagen wir mal „suboptimal“. Tiefhängende Wolken, immer wieder kräftige Schauer und kalt soll es auch werden. Darüber hinaus erwarten uns, in der nächsten Zeit, noch ein paar Termine. Wir haben daher beschlossen die Heimreise anzutreten.
Mit leichten „Magenschmerzen“ sind wir zu dieser Reise aufgebrochen. Kein Mensch konnte uns verbindlich Auskunft über die weitere Entwicklung mit dem Coronavirus geben. Nicht schlecht gestaunt haben wir aber in den Niederlanden. Alle Menschen pflegen einen recht entspannten Umgang mit der Infektionskrankheit. Keine Masken, nicht in der Öffentlichkeit, nicht beim Einkaufen, nicht in den Restaurants, (Stand August 2021) aber die Menschen dort sind es gewohnt Abstand zueinander zu halten. Es gibt kein Gedrängel, man wartet - mit Abstand - bis man an der Reihe ist. Geht also doch auch anders, so unser Fazit. Mittlerweile sind die Niederlande in der Inzidenz auch zurückgestuft, sodass es keinen Unterschied mehr zu Deutschland gibt. (K.M.)